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Fehlgeleitete Herzinfarkt-Patienten: Problem bleibt bestehen

Fehlgeleitete Herzinfarkt-Patienten: Problem bleibt bestehen 22. April 2025 Symbolfoto: ©Image Supply Co/stock.adobe.com Es gibt nur wenige Fortschritte bei der Steuerung von Herzinfarkt-Patienten in geeignete Kliniken. Das machen aktualisierte Daten im Online-Portal „Qualitätsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) deutlich. Für alle sechs im Qualitätsmonitor abgebildeten Indikationen sind Mitte April 2025 die Kennzahlen und Daten für das Jahr 2023 ergänzt worden. Sie erlauben eine längerfristige Betrachtung der Entwicklung bei bestimmten Qualitätsthemen, die auch mit der anstehenden Krankenhausreform adressiert werden. So ist bei den Herzinfarkt-Behandlungen in Kliniken ohne Herzkatheterlabor (HKL) nach einem positiven Trend in den letzten Jahren nun eine gewisse Stagnation sichtbar: Der Anteil der Patienten mit einem Herzinfarkt, die in einer Klinik ohne HKL-Verfügbarkeit behandelt wurden, lag sowohl 2022 als auch 2023 relativ konstant bei knapp fünf Prozent. „Wir verzeichnen für 2023 insgesamt 8430 Herzinfarkt-Fälle, die nicht leitliniengerecht versorgt wurden“, berichtet WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. „Damit können die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern nicht zufrieden sein, zumal wir Kliniken mit unklaren Angaben zum Herzkatheterlabor oder ohne tägliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung hier noch gar nicht eingerechnet haben. Die Einführung der Leistungsgruppen im Rahmen der Krankenhausreform kann zur Reduzierung dieser Fehlversorgungsrate beitragen, wenn sie konsequent umgesetzt wird“, lautet die Einschätzung des Experten. Dass es bei der besseren Steuerung der Notfallpatienten in die „richtigen“ Kliniken noch Potenzial gibt, macht auch der Vergleich der Bundesländer im Qualitätsmonitor deutlich: In Hamburg liegt der Fehlversorgungsanteil bei 0,6 Prozent. Gerade einmal 26 Herzinfarkt-Patienten sind dort in Kliniken ohne Herzkatheterlabor gelandet. Im Saarland dagegen waren es 291 Fälle, was etwa zehn Prozent aller Herzinfarkt-Behandlungen in diesem Bundesland entspricht. Daten zu Brustkrebs-Fällen und Operationen an der Speiseröhre Auch hinsichtlich der operativen Behandlung von Brustkrebs in Krankenhäusern, die als Brustkrebszentrum zertifiziert sind, zeigt der Qualitätsmonitor nach einem positiven Trend in den letzten Jahren zuletzt kaum noch Bewegung: Weiterhin werden mehr als elf Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs in nichtzertifizierten Kliniken operiert (2023: 8591 Fälle, 2022: 8665 Fälle). Auch im Ländervergleich zeigen sich kaum Fortschritte: So wird in Sachsen-Anhalt nach wie vor mehr als jede vierte Frau mit Brustkrebs in einer Klinik operiert, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist. „Die Einführung und jüngste Anhebung der Mindestmengen für Brustkrebsoperationen ist sicherlich ein Fortschritt und wird die Konzentration der Versorgung fördern“, betont Klauber. „Allerdings sollte der Fokus der Politik noch mehr auf einer Zentralisierung der Behandlungen in zertifizierten Kliniken liegen, die neben der Mindestmenge viele weitere Struktur- und Prozesskriterien erfüllen. Die Behandlung in diesen Zentren bietet laut Studienlage klare Überlebensvorteile für die betroffenen Patientinnen.“ Bei komplexen Operationen an der Speiseröhre hat es durch die Anhebung der Mindestmenge von zehn auf 26 Eingriffe im Jahr 2023 eine deutliche Konzentration der Leistungen auf weniger Klinik-Standorte mit höheren Fallzahlen gegeben. Während 2022 noch 42 Prozent der Fälle in Kliniken mit weniger als 26 Eingriffen am Ösophagus pro Jahr behandelt wurden, waren es im Jahr der Mindestmengen-Anhebung 2023 nur noch 23 Prozent. „Die Daten bestätigen den positiven Trend, der auch in der Mindestmengen-Transparenzkarte der AOK sichtbar ist“, sagt Klauber. „Dass trotz höherer Fallzahl-Vorgaben trotzdem noch etwa jede vierte Speiseröhren-OP in Kliniken unterhalb der Mindestmenge durchgeführt wurde, ist durch Ausnahme- und Übergangsregelungen zu erklären, die im Einzelfall auch fallzahlschwächeren Kliniken auf Basis einer positiven Prognose die Operationen erlauben.“ Die größten Fortschritte bei der Konzentration der Leistungen gab es laut Qualitätsmonitor in Hessen: Während hier 2022 nur 13 Prozent der Behandlungen in Kliniken mit mehr als 26 Fällen pro Jahr durchgeführt wurden, waren es 2023 bereits 75 Prozent. Qualitätsmonitor macht Qualität der Krankenhausversorgung transparent Das Onlineportal „Qualitätsmonitor“ macht Struktur- und Qualitätsunterschiede in der stationären Versorgung transparent. Es ermöglicht Auswertungen nach verschiedenen Qualitäts- und Strukturindikatoren zu den Indikationen Herzinfarkt, Brustkrebs, Lungenkrebs, Versorgung von Schenkelhalsbrüchen sowie zu komplexen chirurgischen Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse und der Speiseröhre. Zudem bietet des Portal Zeitreihen zur Darstellung der Entwicklung bei verschiedenen Qualitätsthemen, regionale Vergleiche zwischen den Bundesländern und Daten zu einzelnen Kliniken. Die Nutzerinnen und Nutzer haben die Möglichkeit, die Qualitätskennzahlen in Karten oder Diagrammen zu visualisieren und herunterzuladen. Die Daten im Qualitätsmonitor werden jährlich aktualisiert. Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Teilen: e-Mail Drucken Facebook Twitter LinkedIn Quellen Wissenschaftliches Institut der AOK, 15.04.2025 Schlagwörter• WIdO • Qualitätsmonitor • Herzinfarkt • Brustkrebs • Operation • Speiseröhre • Mindestmenge

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