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Opinion-Leader-Meeting der DGIM: Deutschland muss Potenziale für eine präzise Medizin nutzen

Opinion-Leader-Meeting der DGIM: Deutschland muss Potenziale für eine präzise Medizin nutzen 14. Februar 2025 Bild: ©Vector Juice – stock.adobe.com Der Fortschritt medizinischer Forschung steht und fällt mit der Qualität der Daten, die ihr zugrunde liegen. Während Staaten wie Großbritannien, Israel oder skandinavische Länder längst leistungsfähige digitale Gesundheitsinfrastrukturen etabliert haben, bleibt Deutschland trotz positiver Entwicklungen in der Gesetzgebung oder bei Digitalen Gesundheitsanwendungen noch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Beim 16. Opinion-Leader-Meeting der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) machten Experten aus Medizin, Forschung und Gesundheitswirtschaft deutlich: 90 Prozent der heute existierenden Daten in der Medizin sind höchstens zwei Jahre alt. Ohne eine zügige Verbesserung der Datenqualität zum Beispiel in Form weitreichender Register könnte die Bundesrepublik in der internationalen Spitzenforschung ins Hintertreffen geraten. Individuelle Beobachtungen, Fallberichte und große Patientenstudien: Auf diesen drei Methoden beruhte bisher im Wesentlichen die klinische Forschung. Doch mit Einzug der Digitalisierung können Daten aus Routinebehandlungen und der täglichen Patientenversorgung zunehmend kontrollierte klinische Studien ergänzen, insbesondere zur Bildung neuer Hypothesen oder als Bestätigung anderer Studien. „Damit werden die Qualität von Daten und eine praktikable Daten-Infrastruktur im Gesundheitswesen zum Gradmesser dafür, Deutschland in der medizinischen Forschung und Versorgung zukunftsfest und kompetitiv aufzustellen“, sagt Prof. Andreas Neubauer aus Marburg. Besonders aussagekräftig seien Daten, wenn sie kuratiert und gut vernetzt der Forschung zugänglich gemacht werden, so der Internist und Hämato-Onkologe, der als 1. stellvertretender Vorsitzender der DGIM die inhaltliche Ausrichtung des Opinion-Leader-Meetings verantwortete. Die zweitägige Veranstaltung knüpfte an den Schwerpunkt des vergangenen Internisten-Kongresses an, der 2024 unter dem Motto „Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten“ stand. „Auch eine präzise, individuelle Behandlung unserer Patientinnen und Patienten hängt maßgeblich von Daten in möglichst hoher Qualität ab. Sie helfen uns, im Vorfeld die Wirksamkeit von Behandlungsansätzen einschätzen zu können“, sagte Neubauer. Moderne, von großen Datenmengen aus dem Gesundheitssystem unterstützte Medizin verknüpfe die Grundlagenforschung und Versorgung noch enger. Blockaden im System: Deutschland braucht mehr Pragmatismus Doch auf diesem Feld hat Deutschland dringenden Nachholbedarf, wie mehrere Experten im Rahmen der Diskussionsveranstaltungen des Opinion Leader Meetings betonten. Der Kölner Internist und Onkologe Prof. Michael Hallek, der als Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit & Pflege auch die Bundesregierung berät, betonte, dass es jetzt darauf ankomme, ambitionierte Projekte mutig auf den Weg zu bringen und effizient umzusetzen. Sonst bremse man den medizinischen Fortschritt weiter aus. Nicht umsonst verzeichne Deutschland beispielsweise in der Onkologie den geringsten Anteil klinischer Studien unter vergleichbaren Ländern. „Wir brauchen zu lange, um Wissen aus der Forschung in die klinische Anwendung zu bringen. Auch in der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind wir rückständig“, so Experte Hallek. Gesundheitsdaten als Motor der Forschung Eine intelligentere Nutzung von Gesundheitsdaten könnte die Medizin revolutionieren. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) bietet aus Sicht der DGIM gute Ansätze. Auch die patientenzentrierten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), die es in dieser Form in keinem anderen Land der Welt gibt, bieten viel Potenzial. Hier entstehen ganz neue Daten und Bewertungskriterien, die den Patientennutzen hervorheben. Dennoch sieht die Fachgesellschaft auch hier noch Handlungsbedarf. „Erstmals verschiebt sich die Debatte vom reinen Schutz der Daten hin zu ihrer aktiven Nutzung“, beschrieb der Luxemburger Experte für digitale Medizin Prof. Jochen Klucken einen Lichtblick in der aktuellen politischen Debatte auf EU-Ebene. Entscheidend sei, dass Daten nicht nur gesammelt, sondern gezielt für bessere Therapien und innovative, digitale Interventionen genutzt werden. Fortschritt durch Austausch ermöglichen Beim Opinion Leader Meeting der DGIM kommen jährlich ausgewiesene Experten aus Medizin, Forschung und Gesundheitswirtschaft zusammen und diskutieren an zwei Tagen über aktuelle Entwicklungen des Gesundheitswesens. „Im fachlichen und auch informellen Austausch zwischen Ärzteschaft, Multiplikatoren und Wirtschaft lassen sich pragmatische, zukunftsorientierte Lösungen für aktuelle Herausforderungen entwickeln“, beschreibt DGIM-Generalsekretär Prof. Georg Ertl die Zielsetzung der Veranstaltung. Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Teilen: e-Mail Drucken Facebook Twitter LinkedIn Quellen DGIM, 14.02.2025 Schlagwörter• Digitalisierung • Daten

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